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Sightseeing in China



Eine Jahrtausende alte Kultur, unzählbare Kaiser-Dynastien, der Buddhismus, Konfuzianismus und wer weiß welche weiteren Einflüsse, nicht zu vergessen die einmalige Natur müssen doch eine Unmenge an historischen Stätten, kulturellen Angeboten und einmalige Landschaften hervorbringen, die einem den Atem nehmen und einen unauslöschbaren und einmaligen Abdruck einer Chinareise im Gehirn des gemeinen Touristen hinterlassen.

Ich gebe zu, der Besuch dieser Attraktionen hat tatsächlich einen unauslöschbaren Eindruck hinterlassen, aber auf eine ganz andere, allerdings nicht weniger spannende und vorallem sehr witzige Art und Weise:

Wenn ein Volk die Optimierung der Tourismusindustrie innerhalb kürzester Zeit zur Vollendung getrieben hat, dann sind es die Chinesen. In keinem uns bekannten Land der Welt werden soviele Menschen in so kurzer Zeit durch eine Sehenswürdigkeit geschleust wie hier.

Wobei die Sehenswürdigkeit selbst wohl eher eine untergeordnete Rolle spielt. Historie kann man hier in der Regel nur eingeschränkt erleben und falls überhaupt noch ein Stück existiert, das älter als 20 Jahre ist, dann ist es garantiert nicht so einfach zu finden.

Zu vielfältig ist das Angebot an Betontempeln mit den immer wieder gleichen Malereien, den endlosen Shoppingmeilen und Futterstellen die erstmal durchquert werden müssen um an den eigentlichen Eingang zu gelangen, den Elektrobussen, die einen für 3 Yuan die einhundert Meter vom Parkplatz zum Eingang der Shoppingmeile fahren, dem Anstehen am Ticketoffice, dem Anstehen am Ticketoffice des Sessellifts, der einen vom Eingang die 50 Höhenmeter zum eigentlichen Tempel fährt.

Einmal am Objekt der Begierde angekommen, geht es im Eiltempo und mit Megafonunterstützung weiter. Schließlich wollen noch mindestens weitere 5 Millionen Chinesen an diesem Tag hier durch; Terrabytes an Bilddaten werden im Vorbeiflug auf Speicherkarten fotografiert und eigentlich ist es Zeit jetzt endlich mal was zu essen. Außerdem wollen wir doch nicht, dass Historie zu sehr unter die Lupe genommen wird!

Hatte ich die Busfahrt aus der Stadt zur Sehenswürdigkeit und zurück schon erwähnt. Ob eine, zwei oder drei Stunden. Eine sehr nette Reiseleiterin hat auf jeden Fall genügend Stoff um sowohl hin als auch zurück ununterbrochen zu reden. Interessanterweise versprechen sich diese netten Damen nie - die sind wohl auch nicht echt;-). Leider habe ich nie verstanden um was es geht, war wohl nicht so wichtig, weil die Chinesen, kaum sitzen sie im Bus, so oder so in einen todesähnlichen Schlaf fallen. Entsprechend lang ist die Liste der gestellten Fragen bevor wir dann endlich alle den Bus verlassen dürfen.

Absolut witzig wird es, wenn der Bus im Nirgendwo anhält, dann geht es zur Megaverkaufsshow. Wir konnten einer Messershow beiwohnen, jedoch nur kurze Zeit, da Marion während der Show einen Lachanfall bekam. Fliegende Messer gepaart mit einer quikend hohen schnell sprechenden Stimme und einer in strenger Uniform gekleideten Dame waren einfach zu viel für sie. Jedoch bei den Chinesen hat es gewirkt. Tüten mit Messern wurden aus der Halle transportiert.

Ach ja, da hätten wir noch die Mitmachangebote in den historischen Stätten. Man darf sich verkleiden und bekommt dann ein schönes Foto, man darf irgendetwas anfassen, Knöpfe drücken, irgendwo hochklettern oder einen kleinen Tunnel durchqueren und schon sind alle mit dabei. Multimediaunterstützung wird hier ebenfalls gerne angenommen. Auch schaut man sich morgens um 7.00 Uhr eine chinesische Oper - in Schwimmwesten - an, weil die Schlucht nach 5 Minuten im Motorboot und 20 Bilder dann doch langsam langweilig wird.

Die vermeintlich historischen Stätten gleichen also eher Themenparks und ich glaube nach wie vor nicht, dass die Terracotta-Armee wirklich echt ist. Die Hallen mit der schummrigen Beleuchtung und dem sehr schlechten Blick auf die Ausgrabungen (fotografieren mit Stativ ist auch verboten) sehen mir einfach zu sehr nach Hollywood-Kulisse aus.

Trotz allem hatten wir einen riesen Spaß, den wir den chinesischen Touristen und dem Drumherum zu verdanken haben. Wir wollen euch natürlich ein paar ausgesuchte Impressionen dieses Drumherums nicht vorenthalten: Die Touristen sind garantiert echt, für den Rest legen wir unsere Hand lieber nicht ins Feuer.