Bundesbürger erster Klasse

Hanoi

Reisen in Asien ist schlecht für den Reisepass. Pro Land ein Visum und zwei Stempel. Das sorgt dafür, dass immer zwei Seiten im Pass verbraucht werden. Platz sparen ist den Grenzern nicht zu vermitteln.



Eine kleine Hochrechnung hatte uns dann schnell gezeigt, dass unser Pass nicht ausreichen würde. Was jetzt? Die nächste große Stadt auf unserer Tour, Hanoi, und die deutsche Botschaft dort müsste uns doch helfen können. Also nichts wie hin.

So ganz einfach ist das nicht, denn es wollen einige Straßen möglichst unbeschadet überquert werden. Die beste Taktik: Einfach laufen!

Kaum angekommen, die erste Überraschung: Umfangreiche Sicherheitskontrollen. Und gleich die zweite Überraschung: Alle vietnamesischen Wachmännern sprechen deutsch. Was wir möchten: 'Ein paar mehr leere Seiten für unseren Pass'.

Wir werden in den Warteraum geführt. 'Oje, da sitzen mindestens 15 Vietnamesen, das kann ja dauern.' Tut es nicht. Der vietnamesische 'Organisator' im Warteraum stellt nochmal die Frage: 'Was möchten Sie?' - 'Mehr leere Seiten!'. Er geht ans Telefon, wählt eine Nummer und spricht mit einem Menschen in den Tiefen der Botschaft. Das Telefon wird an mich weitergereicht (ah, ein Deutscher) und ich erkläre das Problem: 'Kommen Sie am besten mal hoch zu Schalter 1'.

Keine Wartezeit und wir sind schon auf dem Weg nach oben. Schalter 1 ist wohl nur für Deutsche reserviert und der nette Herr vom Telefon empfängt uns persönlich, allerdings abgetrennt durch eine dicke Sicherheitsscheibe. 'Mehr Seiten geht nicht, aber wir können einen vorläufigen Pass bekommen, der wieder viele neue leere Seiten hat'.

'Also gut', die nötigen Formulare werden ausgefüllt und die Passbilder abgegeben. 'Verdammt', an das Bezahlen haben wir gar nicht gedacht. Das geht nur in Dollar und wir haben nicht genügend dabei. Kein Problem ... in der Nähe kann man Geld wechseln.

'Wir kommen gleich wieder', machen uns auf den Weg nach unten und erklären den Wachmännern das Problem. Schnell wird ein moto (ein Motorradtaxi) organisiert und schon sitzt Marion hintendrauf und düst davon in Richtung Wechselstube. Ich werde derweil im Warteraum untergebracht.

Zehn Minuten später ist Marion zurück. Wieder ein Telefonat: 'Kommen Sie hoch zum Schalter 1'.

Das Geld wird übergeben und wir bekommen einen Kassenzettel als Quittung und Abholschein (der mittlerweile ein bisschen gelitten hat).



Neben der eigentlichen Gebühr haben vorallem der Auslandszuschlag und (man beachte) die Unzuständigkeitsgebühr maßgeblich zum Endpreis beigetragen.

Drei Tage wird der Pass dauern weil noch eine Anfrage nach Deutschland gehen muss. 'Ok, wir kommen wieder'. Wir werden freundlich von allen verabschiedet und gehen mit einem Lächeln im Gesicht im Cafe nebenan frühstücken. 'Wir fühlen uns echt wie Bundesbürger erster Klasse' und lassen den erfolgreichen Tag mit einem abendlichen Stadtbummel und einem Besuch im Wasserpuppentheater ausklingen.

Die Wartezeit nutzen wir für den Ausflug auf die Insel Cat Ba. 4 Tage später sind wir wieder zurück in Hanoi und auf dem Weg zur Botschaft. Wir werden schon am Eingang erkannt, kontrolliert und in den Warteraum geführt. Ein Telefonat: 'Gehen Sie einfach hoch zu Schalter - ja - 1'. Ein Unterschrift und der neue schöne leere und etwas andere Pass ist in unseren Händen.

Eine freundliche Verabschiedung und wir gehen frühstücken, wir Bundesbürger erster Klasse!

Vielen Dank an die Deutsche Botschaft Hanoi für den klasse Service!