Urlaubsreif

Man trifft sie hier überall - in allen Alterstufen - diese Kommunikationstalente!
Kaum den Fuß aus der Tür gesetzt, hört man schon ein schrilles "HELLOOOOOOOOOOOOO".
Keine Sekunde später kleben sie an deiner Nase. Ein tiefer herzerweichender Blick und aus dem Mund sprudelt es nur so heraus:

"Where you come from?" - "Where are you going?"

Jetzt hast du zwei Möglichkeiten zu reagieren:

Du kannst höflich antworten, dann ist aber heftiges feilschen und natürlich auch kaufen angesagt.

Oder du winkst höflich ab und läufst einfach weiter, was zur Folge hat, dass du mehrere Kilometer verfolgt wirst und die Frage "Where are you going?" dabei immer wieder gestellt wird. Verliert dieses Kommunikationstalent dann irgendwann mal die Geluld und gibt die Verfolgung auf, lässt das nächste nicht lange auf sich warten. (Es reicht genau um einmal tief Luft zu holen!)



Nha Trang - schöner weißer Sandstrand - herrliches Wetter. Wir hatten nach 4 Monate Asien uns für die zweite Variante entschieden. Tunnelblick - Was rechts und links von uns geschieht wird einfach ignoriert und was sich in den Weg stellt übergangen.

So kam es, dass wir eines abends nach erfolgreichen ignorieren in einem schönen Spanisches Restaurant - mit dem innovativen Namen "Espanol" - Platz genommen hatten. Es war herrlich ruhig darin, wir waren die einzigen Gäste. Zwar stellten sich diese Kommunikationstalente im Minutentakt immer wieder bei uns vor, wir übersahen sie aber einfach und verspeisten genüsslich den Sangria und die Tapas. Thomas hatte die Worte: "Hier ist es doch wirklich schön" noch nicht ausgesprochen, als es sehr hektisch um uns herum wurde. Der Verkehr hielt an - ein Mopedfahrer nahm einen Rotkohl (woher er ihn auch immer hatte) und warf in etwa 2 Meter über unseren Kopf und das wiederholte er immer wieder. Und hier Thomas Worte: "Ich hasse es, beim Essen gestört zu werden!" Na, so gut war mein Tunnelblick nun doch nicht ausgeprägt, ich musste dann doch schauen.

Es gibt einfach Dinge, die gibt es nicht. Die Leuchtreklame des Restaurants "Espanol" über unserem Kopf ging in Flammen auf und brannte. Mit dem Rotkohl versuchte der Mopedfahrer die einzelnen Buchstaben abzuschießen um die Flammen dann am Boden mit einem Feuerlöscher zu ersticken. Habt ihr schon mal Löschpulver auf Tapas gehabt, gepaart mit den Worten eines Kommunikationstalentes:"Postcards, very cheap!"

So, jetzt reicht's. Wir brauchen Urlaub! Weg von all diesen Chaoten. Phu Quoc - eine kleine Insel im Süden von Vietnam - ein Bungalow nur für uns, mit Blick auf's Meer, eigenen Strand, leckeres Essen und vor allem - keine Kommunikationstalente. Und es gibt dieses kleine Paradies tatsächlich - bei Reinhard aus Augsburg. Er hat vor über 15 Jahren auf Phu Quoc dieses idylische Ressort eröffnet und ihr werdet es nicht glauben - es kommen nur Europäer. Wie schön - wieder zu Hause zu sein.



5 Tage Urlaub haben wir uns verschrieben. Und die ersten beiden Tage waren einfach nur genial. Lesen, schwimmen, abhängen, dem Meeresrauschen lauschen. Aber es sollte nicht so bleiben. Einheimischer baut neben Idylle irgendwas und setzt dazu Bagger und große Maschinen von früh morgens bis spät abends ein. Bäume werden gefällt, große Felsen ausgegraben und ins Meer geschoben. Armer Reinhard, deine 15-jährige Idylle ist wohl jetzt dahin.

Und wir, wir wurden erfinderrisch. Für was haben wir unsere IPods dabei?

Mit Tunnelblick aufs Meer und Meditationsmusik "Meeresrauschen" ist es hier sehr romantisch!



©2010 suchislife.net