Was wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten und erst im Nachhinein erfahren haben, ist: Das Busunternehmen
bei dem wir das Ticket bekommen haben hat so einen gewissen Ruf.
Danach wussten wir auch Bescheid.
Nachdem wir also unsere Tickets mit den entsprechenden Sitzplätzen hatten fuhr der Bus dann auch so
gegen 12.45 Uhr los; ausgebucht bis auf den letzten Platz und noch zwei oder drei Personen die in den Gängen
standen. Vollgas war angesagt, erstmal nicht schlecht, den die verlorene Zeit könnte ja vielleicht noch
aufgeholt werden. Weit gefehlt, den der Bus hielt wirklich an jeder Milchkanne um noch Gäste aufzunehmen
und trotz des atemberaubenden Tempos zwischendrin konnte die Zeit natürlich nicht aufgeholt werden -
im Gegenteil.
Der Bus wurde immer voller und in der Zwischenzeit standen schon ca. 20 Personen im Gang.
Zusätzlich kamen alle paar Kilometer noch diverse Verkäufer in den Bus, um vom eisgekühlten Cola
bis zu Schreib- und Malheften für Kinder alles zu verkaufen. Die Kollegen quetschten sich wohlgemerkt
während der Fahrt durch supervollen Bus, ohne Hemmungen und ohne das sich auch nur ein Fahrgast beschwert
hätte und stiegen dann nach einigen Kilometern wieder aus.
Noch nicht genug: Die Musik in dem Bus lief immer auf voller Lautstärke, nur unterbrochen von den
Momenten, in denen ein (ich nenn es mal) 'Wanderprediger' in den Bus kam um uns mindestens 10 Minuten ins
Gewissen zu reden und danach, wenn möglich, auch noch eine kleine Spende zu kassieren.
Jeweils nach einer gewissen Zeit stiegen diese Menschen und natürlich auch andere aus und es stiegen
wieder neue Menschen ein. Der Bus bliebt also immer bis zum Anschlag gefüllt.
Irgendwann gab es mal eine Pinkelpause für alle und der Bus musste natürlich
auch mal betankt werden. Selbstredend, dass dabei alle Gäste an Bord blieben.
Die Zeit ging dahin und wenn das Handy des Fahrers geklingelt hat, ist er auch schonmal für 10 Minuten
stehen geblieben. Das Telefonieren während der Fahrt ist in Guatemala wohl verboten.
Irgendwann mal ist auch der engste Kontakt zur Bevölkerung nicht mehr witzig und wir wollten eigentlich
nur noch raus, da wurde es langsam dunkel und die Sache mit den Polizeikontrollen fing an.
Kurz vorher waren bei einer Gefängnisrevolte einige Häftling ausgebrochen.
Also: Immer nur die Männer aussteigen und Ausweiskontrolle. Ich musste nicht mit, bin zwar ein Mann aber
schon von weiten als Ausländer zu erkennen und damit nicht überprüfenswert. Hilft auch nichts,
denn 15 Minuten hat so ein Stopp immer gekostet und bis zum Ende wurden wir fünfmal kontrolliert.
Als der Busfahrer dann kurz vor dem Ziel noch die neuesten Zeitungen aus Guatemala City an verschiedene
exklusive Hotels verteilt hat (der Bus war natürlich noch immer voll) wollte ich langsam aber sicher zum
Mörder werden. Davon wären wir nicht schneller angekommen, aber ich hätte mich danach
wahrscheinlich wesentlich entspannter gefühlt.
Die letzte Zwangspause hatten wir dann bei der Einfahrt in das departemento Petén.
Es ist nämlich verboten Früchte und Pflanzen in den Petén einzuführen. Warum weiss
keiner, jedenfalls wurde der gesamte Bus und diesmal auch die Frauen und die Gepäckstücke durchsucht.
Nach 13 Stunden Fahrt für ca. 400 km waren wir dann wider erwarten doch in Flores und wieder um ein gutes
Stück schlauer.
Der spezielle Ruf des Busunternehmens, der uns an diesem Abend noch berichtet wurde, hat sich bei unserem
Trip mal wieder bestätigt und wir wissen in Zukunft welche Fragen man vor der Abfahrt oder der Buchung
eines Transfer besser doch stellen sollte.
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