Eine Reise durch Lateinamerika

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Eine Reise durch Lateinamerika

 

  Jesuitenmissionen

 

Der Franziskaner Luis Bolaños, der 1575 nach Paraguay kam ist der eigentliche Erfinder der Missionen (Reducciones). Jedoch waren es die Jesuiten, die dieses System perfektionierten. Die Missionen sollten die Indianer vor dem Völkermord bewahren, der die ersten Jahrzehnte der Konquisitation auszeichnete, und sie gleichzeitig missionieren. Die Jesuiten zeigten großes Interesse an der indianischen Kultur und akzeptierten ebenfalls deren Sprache neben Kastellan. Die Indianer wurden beispielsweise in Musik und Malerei unterrichtet und entwickelten phantasievolle Interpretationen des europäischen Barrocks. Die ideale Welt für den faszinierenden Ideenaustausch möchte man meinen. Die scheinbare Harmonie kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Missionare die Indianer zu allererst zum Christentum bekehren wollten.

 
 
 
 

Die ersten Jesuitenmissionen entstanden ab 1609 im heutigen Paraguay zur Bekehrung der Tupi-Guarani Ethnien. Sie waren so erfolgreich, dass diese kirchliche Verwaltungs- und Wirtschaftsform später auf andere Regionen ausgedehnt wurde. Insgesamt wurden im Paraná-Streifen 30 Missionen gegründet. Die Region erstreckt sich heute entlang der Grenze Argentinien und Paraguay. Die ersten Missionen in Bolivien entstanden 1675 im sogenannten Mission Circle. In einem Radius von 150 km liegen mehr als 15 Missionen, wobei 6 von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerben aufgenommen wurden.

 
 

 

Wir haben uns verschiedene Missionen in den Ländern Bolivien, Paraguay und Argentinien angeschaut und einige Unterschiede festgestellt.
In Bolivien wurde mit Holz gebaut. Die Kirchen, Gebäude und Städte existieren heute noch und werden weiter von den Menschen in Bolivien genutzt: Die Kirche als Gotteshaus, die alten Werkstätten als umfunktionierte Hotels, Restaurants oder Wohnhäuser. Wir selbst hatten in umgebauten Werkstätten übernachtet. Viele der Häuser in den Städten haben heute noch die verzierten Holzsäulen an den Hausfronten.

 
 

 

In Paraguay und Argentinien erinnern nur noch Steinruinen an die Zeit der Jesuiten. Die Ruinen stehen auf einem riesigen Areal, das heute eingezäunt ist. Nur einige wenige der 30 Missionen wurden ansatzweise restauriert. In Paraguay sind es u.a. die Missionen Trinidad und Jesús, in Argentinien zählt die Mission San Ignacio Mini dazu. Während die Missionen in Argentinen sehr touristisch angelegt sind, mit Führungen ab 50 Personen je halbe Stunde, Souvenierbuden und Restaurantes an jedem freien Platz, so findet man in Paraguay völlig verwaiste Missionen vor. Jedoch nicht weniger attraktiv. Eher das Gegenteil liegt vor!

 
 

Unser erster Besuch galt den beiden Missionen Jesús und Trinidad in Paraguay. Ein herrlicher Tagesausflug, gestartet aus Argentinien, erinnert uns heute daran. Mit dem Taxi über die Grenze ging es zu den völlig verwaisten Ruinen. Wir waren die einzigen Besucher.

 
 

 

 
 

Beide Anlagen stehen auf einer weitläufigen grünen Fläche. Restauriert wurde angemessen und die Gelände sind völlig sauber. Nirgends Papier oder Müll. Übrigens dieses Bild hatten wir auch bei der Hinfahrt zu den Missionen. Die Häuser sind einfach und gepflegt mit hübschen kleinen Gärten davor. Das ist ein Überbleibsel der deutschen Jesuiten in dieser Gegend.

 
 

 

Einen Tag später stand San Ignacio Mini in Argentinien auf dem Programm. Der krasse Gegensatz zu Paraguay erwartete uns. Zum einen hatte es an diesem Tag nur einmal geregnet, zum anderen wurden wir mit 150 anderen Personen durch den komplex geführt. Obwohl man von Führung nicht direkt sprechen kann, da unser Guide sich die erste Stunde nur an einem einzigen Bild im Vorraum aufhielt. Als er danach in ein Museeum mit uns ging, dass Kinderzeichnungen von Tieren enthielt hatten wir uns abgeseilt. Wir wollten doch die Mission sehen! Unser Gruppe kam aus dem Museum heraus, als wir fast am Ende unserer dreistündigen Missionen-Besichtigung waren.

 
 

Zwischen den Missionen von Argentinien und Bolivien lagen auf unserer Reise mehr als 5.000 km. Da wir alles mit dem Bus gefahren sind, ist es nicht verwunderlich, dass wir die Mission in Boliven erst nach 8 Wochen gesehen haben. Und wieder erlebten wir eine neue Art. Die Missionen zeigten sich alle in einem rotbraunen Licht. Es lag nicht an unseren Brillen oder am Filter unserer Kamara. Ursache waren die kilometerweiten Waldbrände, die jedes Jahr im Winter für 2 Monate von den Bauern veranlasst werden. Der komplette Mission Circle in Bolivien hatte die Luft der Brände. Ob hier mal jemand eingreifen wird?

 
 

 

 

Letzte Aktualisierung: 28-September-2006