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Eine Reise durch Lateinamerika


 Torres del Paine ...


    ist wohl der bekannteste Nationalpark in Chile. Wer Patagonien bereist kommt am Torres nicht vorbei. Von einem Tag bis zu einer Woche, je nach Lust und Laune, kann der Park durchwandert werden. Die beliebteste Wanderroute ist das sogenannte "W". Die Strecke ist circa 45 Kilometer lang und je nach körperlicher Fitness braucht man dafür 3 bis 6 Tage. Die Natur des Parks ist faszinierend und einzigartig. So sieht man beispielsweise schroffe, schneebedeckte Berge, Seenlandschaften, windschiefe Bäume wie auch Gletscher. Jedoch unberechenbar ist das Wetter. Alle vier Jahreszeiten können an einem Tag auftreten. Und oftmals wird man durch den heftigen Wind und Schneeregen zum Anhalten gezwungen.

 

  

 


    Wir hatten bereits 2003 den Torres besucht und sind genau dieses "W" gelaufen. Es war unsere erste mehrtägige Wanderung mit vollgepacktem Rucksack. Dementsprechend war auch unsere Laufgeschwindigkeit und unser Pausenbedarf. Wir brauchten fast die kompletten 6 Tage und weitere 2 Tage zur Erholung danach.
    Nichtsdestotrotz hatte Torres uns infiziert und uns dazu bewogen weitere Mehrtagestouren mit Rucksack und Zelt zu unternehmen. Nach nun einem Jahr "Rucksacktraining" durch Lateinamerika sind wir jetzt wieder im Torres angekommen. Das "W" hatten wir ja bereits gelaufen. Wir suchten also eine neue Herausforderung: Der Circuito sollte es sein - einmal um das gesamte Torres Bergmassiv, mit einer Gesamtwegstrecke von 90 Kilometern. Wir hatten hierfür eine Woche eingeplant und dementsprechend Verpflegung eingepackt. Mit jeweils 17 Kilo Gepäck ging es los. Im Park mussten wir uns registrieren und angeben was wir tun und wie lange wir bleiben wollten. Nach kurzem Blick auf unsere Registrierungskarte und der Entgegennahme des Eintrittgeldes wurden unsere ausgefüllten Registrierungskarten pflichtbewusst auf den leeren Stapel Circuito abgelegt. Denn Ordnung muss sein.
    Wir hatten die ersten 3 Tage mit dem Wetter wirklich Glück. Völlig ungewöhnlich für Patagonien zeigte sich fast kein Wind und die Sonne schien uns direkt ins Gesicht. Und am Abend konnten wir beeindruckenden Wolkenbilder bestaunen.

 

  

 


    Der 4. Tag kostete uns am meisten Kraft, da wir einen schneebedeckten Pass überqueren mussten. Teilweise waren wir bis zu den Hüften im Schnee. Nach drei anstrengenden Stunden Aufstieg hatten wir den Gipfel erreicht und wir wurden mit einer herrlichen Aussicht auf den Grey Gletscher belohnt. Wir sahen einen ca. 5 Kilometer breiten und 12 Kilometer langen Gletscher.

 

  

 


    Jedoch sollte die eigentliche Herausforderung erst beginnen. Wir mussten über Geröllfelder 800 Meter absteigen, durch Schluchten mit Hilfe von Seil und Leiter klettern, auf Eisfeldern balancieren und uns wegen des heftigen Windes immer mal wieder auf den Boden werfen um nicht die Abhänge herunter gerissen zu werden. Nach 8 Stunden Wanderung und kurz vor unserem Tagesziel versperrte ein Seil mit einem Schild (wir sahen nur die Rückseite) den Weg. Wir kletterten über das Seil und laßen das Schild: "Peligroso/Gefährlich - Durchgang verboten - Circuito gesperrt". Wir konnten nur noch lachen. Hatten die Verantwortlichen doch den Weg am Ende der Strecke gesperrt, wenn man schon alles Gefährliche hinter sich hat, statt zu Beginn der Route. Im Nachhinein erfuhren wir, dass der Circuito seit einiger Zeit, wegen Einsturz von Brücken und hohem Schnee am Pass, gesperrt ist. Wie schön zu wissen, dass unsere Registrierungskarte so ordnungsgemäß abgelegt wurde.
    Die gesamte Umrundung hatten wir nach 5,5 Tagen geschafft. Wir waren somit genauso lange unterwegs wie vor 3 Jahren, jedoch bei doppelter und anspruchsvollerer Wegstrecke.
    Unser "Rucksacktraining" hat sich wohl wirklich bezahlt gemacht.


Letzte Aktualisierung: 24-Oktober-2006